2. Kleingruppen um die Berufung sammeln (Missionsgruppen)
Eine der stärksten Innovation ist die “Missionsgruppe”, die grundlegende Einheit der Church of the Savior (COS) und ihrer Ableger. Im Gegensatz zu Kleingruppen, die geografisch, interessenmäßig, oder tageszeitlich organisiert sind, formen sich die Missionsgruppen aus 2-12 Menschen, die sich von Gott dazu berufen fühlen, einer bestimmten Not in der Welt zu begegnen. Die Gruppe existiert, um dem Ruf Gottes auf ihrem Leben nachzugehen, den sie erhalten haben. Die Gruppe trifft sich einmal in der Woche und Mitglieder bekommen darin Ermutigung und legen Rechenschaft ab. In der Missionsgruppe beten die Mitglieder miteinander, reden über ihren geistlichen Zustand und überlegen, wie sie die Berufung Gottes in ihrem Leben umsetzen können. Eine Kirche kann eine, zwei oder zehn Missionsgruppen haben. Neben diesen Missionsgruppen treffen sich alle Mitglieder der Kirche einmal pro Woche zu einem Gottesdienst. Aus den Missionsgruppen fließt der Großteil des Dienstes.
Cosby meint: “”Ich glaube, die einzige Hoffnung der Welt ist die Existenz von christlichen Gemeinschaften, die total real sind, in denen keine Künstlichkeit herrscht und keine halben Sachen gemacht werden... Die besten Experimente gelingen den Leuten, die zu naiv sind, um zu verstehen, auf was sie sich einlassen. Die Gescheiten und Erfahrenen wissen zu viel, um sich je auf das Unmögliche einzulassen.“
3. Ein Schwerpunkt auf Erziehung und Ausbildung
Jede kleine Gemeinde hat ihre eigene „Schule für christliches Leben“ und eine „Schule für dienende Leiterschaft“. Nur Leute, die sich eine Mitgliedschaft überlegen, besuchen die Schule für christliches Leben (was bedeutet, dass die Veranstaltungen sehr klein sind), aber die Schule für dienende Leiterschaft wird von vielen Menschen aus verschiedenen Gebieten besucht. Um Mitglied in einer Gemeinde zu werden, durchlaufen die Leute einen Ausbildungsprozess, der bis zu drei Jahren dauern kann. Die Grundlagen bestehen aus Inhalten wie Altes Testament, christliche Lebensführung, Gebet, und anderem.
Wenn sie Mitglieder werden, können sie dann diese Inhalte lehren, was bedeutet, dass sie weiterhin lernen. In den Gemeinden und Schulen herrscht eine Kultur, die Lernen und Wachstum betont und Strukturen bietet, damit dieses stattfinden kann. Dadurch entsteht eine gemeinsame Kultur und Sprache in den Gemeinden.
Cosby meint hierzu: “Ich bin davon überzeugt, dass eine ausführliche Vorbereitung für Mitgliedschaft absolut wichtig ist. Ich glaube der Kern unserer Kirche bisher ist die Qualität der Mitglieder.“
4. Hingabe an Gebet und geistliche Disziplinen
Um in einer Gemeinde Mitglied zu werden, verpflichtet sich jede Personen, wenigstens eine Stunde pro Tage geistliche Übungen wie Tagebuch schreiben oder Gebet auszuführen. Der Hintergedanke ist: „Wie können wir irgendwas Nützliches tun, wenn es nicht Gebet braucht, um es Realität werden zu lassen?“ Das erhofft man sich natürlich in jeder Gemeinde. Der radikale Schritt von COS ist, dass es erwartet wird. Mitglieder legen sich wöchentlich Rechenschaft ab, wie sie ihre Verpflichtung erfüllen. Außerdem wird keine größere Entscheidung getroffen, bis die Gruppe davon überzeugt ist, dass genug Zeit im Gebet damit verbracht wurde, Gottes Gedanken zu kennen und Segen zu bekommen.
Cosby hierzu: “Wir sind Kinder des lebendigen Gottes. Es ist unsere Bestimmung, dass wir wie er werden, indem wir seine Herrlichkeit sehen. Es gibt bestimmte Arten, das zu tun und wir haben das in unseren Disziplinen formuliert. Wir wollen auf ihn reagieren und ihm täglich im Gebet begegnen, denn es ist unmöglich, ihm gleich zu werden, wenn wir ihm nicht täglich im Gebet nahe kommen. Wir müssen Gott jeden Tag durch sein Wort nahe kommen. Es ist nicht einfach das Lesen in der Bibel, sondern wir leben mit der Schrift, bis unser Verstand und Herz davon durchdrungen ist, bis wir so denken wie die Bibel denkt und bis Gott zu uns spricht, er uns konfrontiert und uns Schritt für Schritt führt.“
5. Die Notwendigkeit von innerer UND äußerer Aufmerksamkeit
Die innere Aufmerksamkeit besteht aus unserem persönlichen geistlichen Wachstum. Die äußere Aufmerksamkeit aus unserem Dienst für andere. Viele Bewegungen oder Gemeinden betonen entweder das eine oder das andere. Bei COS ist der Wachstum in beiden Richtungen grundlegend, notwendig und unumgänglich. Mitglieder bewegen sich gleichzeitig näher auf Gott hin und näher an die Menschen heran.
Cosby: “Die zentrale Realität der Kirche ist eine Gruppe von Leuten, die zu einer persönlichen Freundschaft mit Jesus von Nazareth berufen sind und durch ihn zu anderen.“
6. Das Ziel des Evangeliums ist andere
In meiner Erfahrung in vielen Gemeinden ist die Betonung des geistlichen Leben hauptsächlich “Jesus und ich”. Bei COS geht das Evangelium um „Jesus und ich für andere“. Jesus ist also nicht ein Mittel zur Selbstfindung oder eine Hilfe für mein Familienleben. Sondern Jesus rette uns, dass wir Boten seiner Gnade für andere sein können. Jüngerschaft beinhaltet zwar, dass meine Bedürfnisse in Gott erfüllt werden, aber bei COS bedeutet die Umsetzung von Jüngerschaft, den Fokus auf andere Menschen zu richten.
Der Schwerpunkt des Evangeliums bei COS, dass das Reich Gottes radikale Konsequenzen für die Armen hat und wie Gottes Volk die Ausgestoßenen und Unterpriviligerten behandelt. Dieses Verständnis kommt einfach aus dem Lesen der Bibel.
Cosby: „Es gibt eine Verbundenheit der Menschen, die wir gerne zu unserem eigenen Vorteil vergessen. Mit den Armen und Leidenden zu sein ist nicht optional. Jesus sagte, dass was wir mit den Armen, Kranken, Gefangenen und Nackten tun oder nicht tun, das tun oder tun wir nicht an ihm. Bewegen mich die Dinge, die Gott am meisten am Herzen liegen?“
7. Jesus nach unten folgen
COS nimmt das Beispiel Jesus sehr ernst und wörtlich, dass der Weg zur Herrlichkeit durch das Kreuz führt. Wie Paulus uns sagt: „so unter euch gesinnt, wie es auch der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht: Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz“ (Phil 2,5). Folglich sollen Nachfolger Jesu Macht nicht für ihre eigenen Zwecke benutzen, sondern anderen damit dienen. Wir sollen weder unseren Besitz noch Geld horten, sondern sie fröhlich verschenken, damit andere Leben finden können. „Wie Jesus zu sein“ wird als Grundlage gelehrt, um Jesus wirklich zu folgen.
Cosby: „Gott ist der absteigende Gott. Er kam runter, runter, runter bis ans Kreuz. Der einzige Gott, den es gibt, ist ein absteigender Gott. Der einzige Weg, um mit Gott versöhnt zu werden, ist mit den Geringsten im tiefsten Abgrund versöhnt zu werden. Wenn Gott runter geht und wir gehen hoch, dann ist klar, dass wir verschiedene Richtungen verfolgen. Gott ist der absteigende Gott. Die Bewegung ist nach unten, bis es den Krankesten, Leidensten, Hilflosesten, Entfremdesten und Einsamsten findet.“
8. Geld direkt ansprechen
Jesus hat häufig über die Gefahren und Verführung von Geld gewarnt. COS nimmt dies sehr ernst. Geld wird oft und direkt angesprochen, vor allem wegen der Verbindung, die Jesus zwischen Geld, materiellen Dingen und geistlichem Leben herstellt. Mitglieder schreiben eine Biografie ihres Umganges mit Geld und besprechen sie mit der Missionsgruppe. Sie verpflichten zu wachsendem Geben, beginnend mit dem Zehnten. Sie reden darüber, wie sie das Geld, das sie behalten, am besten ausgeben oder investieren können. Einige Gemeinden betrachten ihre Steuerangaben gemeinsam. Es gibt sogar einige Dienste, die anderen helfen, mit ihren Finanzen und ihrem Geld umzugehen.
Cosby: “Ich glaube, eine der besten Dinge, die wir für einander tun können, ist unsere Geschichte zu erzählen. ‚So viel verdiene ich; so viel gebe ich; so viel scheint für mich im Moment notwendig zu sein. Aber lass mich die Einzelheiten erzählen.’ Wenn wir einander diese Geschichten erzählen und sie uns anhören, dann findet Heilung statt. Die Hoffnung unserer Errettung liegt in der Auseinandersetzung mit diesen Fragen – wie viel ist genug? Wie können wir Gleichberechtigung unterstützen?“
9. Die Kraft des Kleinen
Was bei COS beeindruckt, ist dass so viel durch so wenige Menschen passiert ist. Klein zu bleiben war sehr bewusst und beabsichtigt. Wenn Dinge zu groß werden, werden sie geteilt. Leuten wird geholfen, ihre Berufung zu erkennen und sie in neue
Missionsgruppen und Kirchen zu bringen.
Gordon Cosby hat in der Schule der dienenden Leiterschaft stark dazu ermutigt, das Budget nicht über 180.000 Dollar wachsen zu lassen. Und daran haben sie sich gehalten. Dadurch werden die Aufgaben mit hoher Qualität erfüllt, ohne sich von Finanzfragen ablenken zu lassen. Dadurch wird auch der Einsatz der Leute nicht auf zu viele Projekte verteilt, die dann zu dünn besetzt sind.
Cosby: “Wir werden uns intensive auf Aufgaben mit wenigen Leuten fokussieren. Wir wollen kleine Gruppen. Große Gruppen führen fast unweigerlich zu unpersönlichem Umgang und Institutionen und weniger Einsatz. Also widerstehen wir der Versuchung von großen Zahlen und der Macht, die mit ihnen kommt.“