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Best of PoMo: Der Kreis und die Punkte
Was haben mir 2 Jahre PoMo-Auseinandersetzung gebracht? Es gibt vieles, das ich gelesen, gehört und gesehen haben, aber eine Erkenntnis, hat mein ganzes Gemeindeleben verändert: Die Kreis-vs-Punkt-Theorie (auch bounded vs. centered set für alle Hobby-Soziologen).
Der Kreis-Ansatz von Gemeinde hat eine klare Trennung zwischen drinnen und draußen. Bestimmte Überzeugungen und Verhalten definieren den Kreis und wer mit dabei sein will, muss konform werden. Das Problem ist, dass es nicht sehr viele Leute gibt, die ultimativ scharf darauf sind, meine Überzeugungen zu übernehmen. Also bin ich der einzige König in meinem Kreis oder muss mir Leute suchen, mit denen ich kompatibel bin.
Dem gegenüber gibt es den Punkte-Ansatz. Dabei sind Menschen Punkte, die sich irgendwie verteilen. Jesus ist auch einer dieser Punkte. Manche Punkte sind näher bei Jesus als andere. Aber es kommt noch was dazu: die Punkte haben Pfeile drauf. Die Pfeile zeigen die Richtung vom Leben an: auf Jesus hin, neutral, oder von Jesus weg. Ein Punkt nahe bei Jesus ist schlechter dran, wenn sein Pfeil von Jesus weg zeigt, als einer der 80-Kilometer von Jesus weg ist, aber seinen Pfeil auf ihn ausrichtet.
So versuche ich Gemeinde zu leben: es ist nicht entscheidend, die Leute bei uns von meinen Meinungen zu überzeugen, sondern auf Jesus ausgerichtet zu sein. Wenn „Evangelisation“ stattfindet, dann ist das weniger, dass ich jemand Meinungen aufzwinge, und mehr ein Hinweisen auf die Person Jesus. Es geht weniger um Konzepte und schwarzweiß, und viel mehr um was richtet auf Jesus aus.
Was bedeutet das für’s Predigen? Ich mache jetzt viel weniger Unterscheidungen zwischen „Christen“ und „Nicht-Christen“. Was Jesus für das Leben vorschlägt ist in jeder Lebenslage gut. Wenn es zum Beispiel heißt: „Ruft mich an in der Not“, dann ist das für jeden Menschen wahr, und wahrscheinlich hilfreich, wenn er es macht.
Interessant wird es bei klassischen „Kampfthemen“ (z.B. Homos, Gemeindeverständnis usw.). Versuch ich die Leute zur Erkenntnis meiner Wahrheit zu bewegen (weil es besser für sie ist, auch wenn sie’s noch nicht erkennen)? Oder vertraue ich Gott, dass er mit der Person über die Dinge spricht, die für sie schädlich sind? Und vertraue ich der Person, dass sie es ernst meint und ich nicht den Heiligen Geist für sie spielen muss? Gerade wenn es unter Christen dann Meinungsverschiedenheiten gibt (auch über wichtige Sachen), kann ich Jesus den gemeinsamen Nenner sein lassen und muss mich nicht über Nebensächlichkeiten spalten.
Ist die Emerging Church ein Kreis- oder Punktsystem? Es ist noch schwer zu sagen, weil sie noch nicht aufgetaucht wird. Manche Leute verteidigen die EC wie einen Kreis: das und das muss wahr sein, dann bist du drin. Beispiele dafür sind Johannes Kommentare (hier) oder die Diskussion, ob Marc Driscoll und Mars Hill „emergent“ sind, wobei es sich um deren Einstellung zu Frauen und Leiterschaft dreht. Andere leben eher Punkte: mach das, was für dich und dein Umfeld gut ist.
Die Fragen die sich für mich ergeben, ob man Kreis oder Punkt ist:
- Liebe ich Jesus-Nachfolger in anderen Formen und Farben, auch wenn sie bestimmte Dinge anders sehen?
- Was sind meine Kreisdefinitionen? Mit welcher anderen Überzeugung bin ich nicht kompatibel? Wann will ich mit anderen nichts zu tun haben?
- Mit welcher anderen christlichen Gruppe will ich nichts zu tun haben? Warum?
- Wie beurteile ich andere Gemeindeformen?
Ich glaube, dass die Punktversion gut zu uns in Heidelberg passt und will sie auf jeden Fall umsetzen.
4 kommentare:
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Kreise haben sicher einen Platz, geben Sicherheit und Klarheit. Bewirken Abgrenzung. Und da sind PoMo-Menschen doch auch ganz Stolz drauf. Häufig ist es ein umgekehrter Kreis: was früher drin war, ist jetzt Zeichen der Nicht-Zugehörigkeit. Lies mal die Kommentare über Praktiken in etablierten Kirchen (Oh nein, die predigen und machen einen Aufruf. So etwas Modernes! Die gehören nicht zur Ingroup.). Diese Abgrenzung ist für mich Zeichen von Kreis, was OK ist. Aber man braucht sich dann nicht als super-offenes System verkaufen.
Johannes, ich schätz mal dein einzeiliger Kommentar war nicht als Kompliment gedacht.
Zuerst habe ich diesen Beitrag gelesen und die Links und schon da beschäftigte mich die Frage, die ich dann auch hier in den Kommentaren von Johannes selbst gestellt vorfand:
Was in dem verlinkten Kommentar von ihm läßt dich auf ein ausschliessendes Denken was EC betrifft von Johannes schliessen?
Der Tatsache, daß du dieses Kommentar als Beispiel nimmst, und wie du hier gerade ausweichend antwortest scheint mir eher darauf hinzuweisen, daß du dich über Johannes Kommentar geärgert hast.
Wäre es nicht besser, das direkt ansprechen, anstatt es so zu verarbeiten?
Zu dem Artikel könnte man auch mehr schreiben (ich kommentierte dort gerade), hat aber nichts mit Emerging Churches und ihrem Verhältnis zu Kreisen und Punkten zu tun.
Haben sich die EC nicht quasi selbst die Aufgabe gestellt, eben nicht mehr wie der von dir hier vorgestellte Kreis sondern wie die Punkte zu agieren?
War nicht negativ gemeint. Es war eins der vielen Beispiele (und nicht das beste), die wertend über andere sich auslassen. Meiner Meinung nach passiert das im EC-Umfeld dauernd. So habe ich den Kommentar wahrgenommen und das dann eben was kreismäßiges. Es wurde der Artikel wie so vieles nicht nach Zentrum beurteilt, sondern nach Flavor.
Auch wenn der Kommentar von Johannes auf Blogs bezogen war, und nicht auf EC, so finde ich diese Flavor-Beurteilung totalen Quatsch. Johannes, du bist einer der belesensten und weitdenkensten Menschen im deutschen EC-Umfeld. Diese Abgrenzung und Urteilung ist schlecht für die Offenheit und Glaubwürdigkeit der EC. Und weil abstrakte Beispiele von weit weg leicht ins Nichts schießen, habe ich ein konkretes genommen.
Ich habe über den Kommentar zuerst gestutzt, aber fand im Kern hat er (wie viele EC-Sachen) recht.
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