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Da Vinci Code - truth matters
Gestern Abend war wir in dem umstrittenen Film. Ein paar Freunde haben uns eingeladen und obwohl ich nicht so begeistert war, bin ich mit. Es ist nicht schlecht, wenn man bei so einem meinungs-geladenen Film aus erster Quelle mitreden kann. Das erste Highlight waren die Previews: Casion Royal, der neue 007-Film kommt am 17. Nov. Sehr geil. Sah gut aus. Als Jamens-Fan ein echter Genuss, auch wenn es nur ein Preview war.
Dann ging der Film los, und alle erhoben sich, um die amerikanischen Nationalhymne zu hören. Das ist wahrscheinlich der Preis, den man zahlt, wenn man in einem US-Kino bei den Militärs schaut. Aber schon krass, wie das vor einem Kinofilm kommt und unterlegt ist mit Bildern vom Krieg und Vaterland.
Da Vinci Code ging gleich spannend los. Keine Zeit wurde verloren, um Spannung zu erzeugen und aufzubauen. Das war beachtlich und während des ganzen Films gab es kaum eine Sekunde, um auszuruhen. Lauter überraschende Wendungen, neue Schlüsselfiguren und Hintergründe. Es war nicht verwirrend, sondern hatte viel Tiefe an Persönlichkeit und Zusammenhängen. Das erlebe ich selten in Filmen und eines Thrillers durchaus würdig.
Von der Stimmung war DVC echt düster und gruselig. Mich erstaunt, dass alle religiös angehauchten Filme der letzten Zeit, diese dunkle Seite haben und so eine negative Stimmung verbreiten (Herr der Ringe, Narnia, DVC, Passion,...).
Geschauspielert wurde gut - Hanks und Co waren gut drauf und haben es glaubwürdig rübergebracht. Auch das Setting in Europa ist mir sympathisch. Irgendwie wirken Filme, die in Europa gefilmt sind, echter oder gereifter (oder vielleicht nur näher).
Vom Inhalt her war DVC der totale Quatsch. Die auflösenden Szenen am Ende hatten für mich einen hohen Kitsch-Faktor und waren das, was ich an Hollywood nicht mag. Die Entdeckungsreise, die den Film kennzeichnet, ist an vielen Stellen auch etwas zu Klischee-mäßig gemacht, da war vieles vorhersehbar und wenig innovativ.
Was versucht der Film auszusagen? Mir kam es so vor, als wollte er sagen, dass der Glaube der katholischen Kirche reine Fiktion ist und aus Machtansprüchen am Leben erhalten wird. (Tom Hanks: Wer die Schlüssel zum ewigen Leben hat, hat die Macht.) (Sir Leigh/Gandalf: Der Heilige Gral ist nicht die Macht Gottes auf Erde. Er ist die Macht der Kirche auf Erden. Sie versuchen, die Legende am Leben zu halten, dass Jesus Gottes Sohn ist). Dieser Fiktionsthese kann ich überhaupt nicht zustimmen. Ich finde sie auch nicht trivial. Es ist tatsächlich so: wenn Jesus nicht Gottes Sohn ist, dann ist alles reine Macht und Manipulation. Dafür würde ich keine Gemeinde bauen, dafür würde ich nicht das Leben führen, das ich führe. Im Prinzip bestätigt damit der Film eigentlich den radikalen Anspruch von Jesus: wenn er Gottes Sohn ist, dann geht es um alles!
Wie versucht der Film, seine These zu untermauern? Er zeigt die Glaubens-Kumpels als machtgierige, die die Wahrheit gerne in ihr Licht biegen und dabei ziemlich verbissen vorgehen. Die Aufklärer sind die rationalen und ehrlichen. Im Psychologie-Studium hatten wir mal so einen Ausdruck - misleading vividness (verführende Lebhaftigkeit) - die das ganz gut erklären kann. Da eine Sache sehr bildlich mit negativen Konsequenzen in Zusammenhang gebracht wird, scheint sie sehr repräsentativ und zutreffend. Beispiel: "Anne: Jetzt, da ich Kinder habe, gebe ich den Extremsport auf und spiele lieber Golf. Bill: Das würde ich nicht tun. Erinnerst du dich an Chris? Er hat Golf gespielt als er von einem Golf-Kart angefahren wurde. Dabei hat er sich das Bein gebrochen und ist hingefallen, wobei er sich einen Schädelbruch geholt hat. Er war wochenlang im Krankenhaus und hinkt noch heute. Ich würde lieber weiter Fallschirmspringen!"
Oder das hier gefällt mir auch: "Anne: Ich würde mir gerne einen Computer kaufen. Bill: welchen denn? Anne: Einen, der leicht zu bedienen ist, billig und mit guter Leistung. Ich habe vom Kiwi 2200 gehört, der hat in unterschiedlichen Test jeweils am besten abgeschnitten. Bill: Oh, den würde ich nicht holen. Ich kenne jemand, der hat sich den vor einem Monat gekauft. Er wollte seine Diplomarbeit damit schreiben und als er halb fertig war, ging er in Rauch auf. Er wurde nicht mehr in der Frist fertig und verlor seine finanzielle Unterstützung. Er konnte es nicht wiederholen und arbeitet jetzt in der Frittenbude für 5 Euro die Stunde. Anne: OK, vielleicht kaufe ich mir keinen Kiwi."
Die Logik in DVC ist ähnlich: dramatisch negatives Event passiert um die Machtgrundlage des Glaubens den eigenen Wünschen anzupassen, daher ist Glaube = machtmotiviert = Fiktion. Letztlich zeigt sich DVC mit Glauben als Selbsthilfe ganz zufrieden. Am Ende sagt Hanks, dass Glaube ganz gut ist, wenn er dir hilft und sich für dich als sinnhaftig ergibt. Auch das finde ich eher kitschig und populistisch. Auch hier wieder: für Glaube-als-Selbsthilfe würde ich nicht das Leben führen, das ich führe. Und daher finde ich schon, dass der Film an die Fundamente geht, auf die Jesus-Nachfolger ihr Leben gründen. Entweder Jesus lebt als Sohn Gottes - dann gilt das für jeden und verlangt alles; oder er war ein beachtlicher Mensch - dann war er einer von vielen und inspiriert manche, aber hat keinen universellen Anspruch. Ich glaube das erstere. Truth matters!
4 kommentare:
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Hallo Marlin,
ich bin auch der Meinung, dass Jesus Gottes Sohn ist und dass das für jeden auch mich gilt.
Leider habe ich DVC noch nicht gesehen. Ich werde ihn irgendwann mal auf Video sehen. Ich glaube das reicht nach deinem ausführlichen Bericht völlig aus.
Ein Freund von mir meinte allerdings das Buch würde sich sehr ehrlich mit der katholischen Kirche befassen. Die Dinge aus von Opus Dei sind schließlich war und in der kath. Kirchenverfassung geht es wohl zum großteil auch nur um Macht.
Leider läuft mein eigener Blog noch nicht, da werde ich mich zu dem Thema noch ein bisschen äußern.
Aber zurück zur Frage: Kann man sagen der Film kritisiert eigentlich die kath. Kirche und nicht den Glauben an Jesus?
Ich weiß nicht, was Dan Brown vorhatte zu kritisieren. Aber es scheint mir von den Aussagen her eine Auseinandersetzung mit jedem Glaubenssystem zu sein, das universelle Ansprüche macht. Seine Gegenthese ist ja, dass Glaube gut ist, wenn er dir hilft (so wie ich das verstehe).
Ich kann von meiner (sehr begrenzten) Kenntnis der Katholischen Kirche nicht sagen, dass es dabei hauptsächlich um Macht geht. Wahrscheinlich gibt es macht-gierige Leute und auch allerhand Politik darin. Von meiner Interaktion mit Katholiken meine ich, dass es denen hauptsächlich um den Glauben an Jesus geht.
Hallo Marlin,
es ist ganz wichtig zwischen der kath. Kirche und den kath. Christen zu unterscheiden.
Die kath. Kirche versteht sich selbst als Vermittler zwischen Gott und den Menschen. Sie vermittelt in den Sakramenten das Heil. Sie ist der sichtbare Leib Christi und wer Teil des Leibes werden will, muss Mitglied in ihr sein. Hierzu bietet die Kirchengeschichte wirklich erschreckende Lektüre.
Dass es um ginge würde niemand offen sagen. Es geht immer um die Kirche. Einmal hat mich ein kath. Christ,dem ich sein Leben mit Jesus nicht abstreiten möchte, gefragt: Warum braucht es eure frei Gemeinde wenn es hier schon eine Kirche gibt?
Die kath. Kirchenorganisation ist eine Mischung aus dem platonischen Staatsbild und dem römischen Reich.
Das traurige ist jedoch, dass die Reformation nicht wirklich die Priesterschaft aller Gläubigen restauriert, sondern die "wahre Lehre" als Ziel ergriffen hat.
In sofern ist eine scharfe Kritik an einer Heilsvermittelnden Institution angebracht.
Glaube muss persönlich sein (und helfen). Denn schließlich hat Jesus mir auch persönlich geholfen.
Aber wie gesagt, ich habe den Film ncht gesehen und das Buch nicht gelesen.
Gruß Michael
hi marlin,
hab auf youtube einen recht kurzen lustigen cartoon gefunden der sich mit der thematik beschäftigt.
http://www.youtube.com/watch?v=64Z7_X7Whq0