Möglichkeiten aufgeben
Ich habe heute ein paar Zeilen von Thomas Mertons einflussreichsten Buch für mich gelesen. Darüber hatte ich heute auch nachgedacht: die Tyrannei der Möglichkeiten. Heute haben wir so viele Möglichkeiten, dass wir schon wieder gestresst sind. Früher gab es vielen Bereichen weniger Möglichkeiten. Das Problem bei den Möglichkeiten ist, dass ich das Gefühl habe, was verpassen zu können. Was wenn der andere Weg besser ist? Was wenn ich falsch investiere?
Ich habe mal diesen Spruch von den Buddhisten gehörte: "Es gibt keine größere Tyrannei als die, den eigenen Wünsche zu folgen." Ist vielleicht etwas extrem, aber das eine scheint zu stimmen: nur durch die Orientierung an den eigenen Wünschen bleibt dieser Geschmack von Stress und was-wäre-wenn zurück.
“One of the chief obstacles to this perfection of selfless charity, is the selfish anxiety to get the most out of everything, to be a brilliant success in our own eyes and in the eyes of other men. We can only get rid of this anxiety by being content to miss something in almost everything we do. We cannot master everything, taste everything, understand everything, drain every experience to its last dregs. But if we have the courage to let almost everything else go, we will probably be able to retain the one thing necessary for us -whatever it may be. If we are too eager to have everything, we will almost certainly miss even the one thing we need.
Happiness consists in finding out precisely what the ‘one thing necessary’ may be, in our lives, and in gladly relinquishing all the rest. For then, by a divine paradox, we find that everything else is given us together with the one thing we needed.“
From No Man is an Islands by Thomas Merton - (Harcourt Brace Jovanovich, Publishers, New York, 1955) Page 130.
Mir fällt auf, dass auch bei gutem Design das Weglassen von Möglichkeiten der Schlüssel ist. "Just enough" lautet die Devise, die Fast Company in einer Ausgabe über die Kraft von Einfachheit gesagt hat. Ob Google oder iPod oder Mac - die Kunst ist es, Dinge so anzuordnen, dass man gerade genug tun kann und Möglichkeiten weglässt.
NT Wright - die Bedeutung von Wundern
Als jemand, der mit Wundern rechnet, wundere ich mich oft, was damit bezweckt wird. Es gibt so eine Art Wunder-Geilheit, die eher abstossend ist. Manche Menschen scheinen ganz heiß darauf zu sein, spektakuläres zu sehen. Und Jesus passt da gut rein, denn er war richtig spektakulär. Aber er hatte auch ein Ziel mit seinen Wundern. Sie waren ein sichtbares Zeichen, dass Gottes Reich gekommen ist. NT Wright geht in seinem 2. Buch noch weiter und Betont die Befähigung zur wahren Aufgabe:
"Die Worte "Wunder“ und "natürlich“ sowie "übernatürlich“ sind Symptomatiken für eine ganze Reihe von Weltanschauungen, die die galiläischen Einwohner des 1. Jahrhunderts zur Verfügung hatten. Die Evangelisten benutzten Wörter wie "Paradox“ (unerwartete Dinge); dunameis (Zeichen von Kraft und Autorität); terata oder semeia (Zeichen oder Andeutung). Das nahste Wort zu Wunder ist das einmal auftretende thaumasia "verwundert“ in Mat 21,15. Diese Worte tragen nicht die Bedeutung (wie im englischen "Wunder“), dass es sich um eine Invasion von außen handelt. Sie zeigen vielmehr, dass etwas innerhalb der natürlichen Welt passiert, was nicht erwartet gewesen wäre, und was beweist, dass eine Autorität oder Macht aktiv am Werk ist - nicht als Invasion einer fremden Macht sondern als Befähigung zur wahren Aufgabe."
(Jesus and the victory of God -- S.188 -- )
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Tuttle bloggt
Ein weiterer meiner Lieblings-Personen bloggt - Carl Tuttle!
Schreib Geschichte -- Kapitel 1 - Hippies auf der Suche nach dem Echten
Erstes Kapitel meines Buchprojekts ist online. Du kannst jetzt Geschichte mitschreiben... ----------------- Im ersten Kapitel werden die sozialen Bewegung in den 1960ern unter die Lupe genommen und einige Höhepunkte der Jesus-Hippies erzählt. Diese Bewegung, die völlig überraschend am Rande der Gesellschaft begann, war grundlegend für die spätere Entwicklung von neuen Gemeinden und deren kultureller Prägung. Jetzt sind die Kommentare offen, um Erfahrungen, Sichtweisen und Überlegungen in diese Darstellung einfließen zu lassen.
Die Abschnitte in diesem Kapitel sind: 1.0 - Einleitung - Hippies auf der Suche nach dem Echten 1.1 - Veränderungen in der Gesellschaft 1.2 - Eine überraschende Alternative 1.3 - Ein Interview mit Ted Wise vom House of Acts 1.4 - Lonnie Frisbee der Ur-Jesus-Freak 1.5 - Calvary Chapel Costa Mesa 1.6 - Hippies, Kommunen, Strandtaufen 1.7 - Neue Gemeinden entstehen 1.8 - Kenn Gulliksen und die erste Vineyard 1.9 - Keith Green 1.10 - Bob Dylan
Dieses Kapitel wird online sein bis zum 12. Juni 2006. Dann folgt Kapitel 2 (der Jazzmeister).
Die folgenden Kapitel werden sein: * Der Jazzmeister - John Wimber und der Beginn von Vineyard * Die Praxis Jesu - Doing the Stuff, die Wachstumsjahre, das Reich Gottes und neues Verständnis von Gemeinde (centered set etc) * Die Suche nach der radikalen Mitte - was wir sind und was nicht Toronto, Kansas City etc * Der europäische Wein - Wimber in Europa, Einflüsse (Alpha, NCD, New Wine, emerging), Vineyard DACH * Das Beste kommt noch - Vineyard nach Wimber, Herausforderung einer dauerhaften Dynamik, Veränderung der Postmoderne und Beispiel-Gemeinden
Danke für alle Kommentare!
Der europäische Traum
Mein Buchprojekt ist beim letzen Kapitel, wo es darum geht, wie die Vineyard in Europa aussehen kann. Dabei bin ich auf folgende Interesse Darstellung von Europa gekommen. Das erklärt auch, warum in der emerging-church-Diskussion eigentlich mehr von Amerika zu hören ist, während mehr aus Europa kommen sollte. Viele dieser Werte und Schwerpunkte sind ur-europäisch im vergleich zu den Amerikanern, die aber die Ideen besser vermarkten. Anyway. Hier ist der Abschnitt über Europa:
Europa und Amerika sind vom Lebensniveau und Kulturwerten sehr ähnlich, und doch sind Haltungen teilweise grundverschieden. Das merkt man nicht nur, wenn wir von Problemen reden und die Amis das gleiche als Chancen sehen. Europäer denken dunkel und fühlen schwer, während Amerikaner ihre Happy Ends verfilmen, Good-to-Great Geschichten erzählen und Las Vegase in die Landschaft setzen. Jeremy Rifikin beschreibt die Unterschiede in seinem Buch „der europäische Traum“ folgendermaßen:
- Amerikaner sind grundlegend religiös, Europäer nicht
- Amerikaner leben, um zu arbeiten; Europäer arbeiten, um zu leben
- Europäer bauen auf Substanz (langfristig); Amerikaner wollen Sensation und Resultate (kurzfristig)
- Europäer sind misstrauisch und pessimistisch (aufgrund der Geschichte); während Amerikaner optimistisch und positiv sind
- Europäer träumen leise; Amerikaner träumen laut
- Amerikaner fokussieren sich auf das Eigeninteresse von Individuen und verherrlichen Persönlichkeiten und Stars; Europäer setzen auf Gemeinschaft und verherrlichen Lebensqualität
- Europäer sind umweltbewusst; Amerikaner sind selbstbewusst.
Diese Unterscheidung ist sicherlich etwas grob, gibt aber einen Hinweis, warum wir mit Idealen und Einstellungen der Amerikaner oft wenig anfangen können. Auch im Bereich von Gemeinde und Dienst ist das oft festzustellen. Amerikaner lieben ihre Gitarre und Bühnen, predigen ihre Tellerwäscher-zum-Glaubenshelden und glauben an den Sieg der moralischen Werte. Europäer interessieren sich mehr für die Qualität einer Gemeinschaft, die Glaubwürdigkeit zwischen Reden und Tun, sowie Gleichberechtigung, Authentizität und Offenheit. Da stellt sich die Frage, wie eine Bewegung, die in Amerika so erfolgreich ist, mit diesen kulturellen Unterschieden umgehen kann. Wie sieht die Praxis Jesu in Europa aus? Wie schmeckt der Wein der europäischen Vineyard?
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schreiben lernen
Als die Jungs von Pixar ihr erstes Filmprojekt durchziehen wollten hatten sie ein Problem. Sie waren Geeks. Sie hatten ihre Karriere damit verbracht, dem Computer die 3D-Animation beizubringen. Zunächst in einem Appartment in New York, bis sie dann von George Lucas gekauft wurden. Dieser hatte technische Visionen, kümmerte sich aber nie um das 3D-Zeug, weil er mit Star Wars ein besseres Pferd im Rennen hatte. Also entwickelten die Techies vor sich hin in der Hoffnung, irgendwann etwas besseres als Zeichentrick zu liefern. Als Lucas dann in einer Krise steckte, kam der Apple-Chef Steve Jobs daher und schnappte sich das ambitionierte Projekt und nannte es Pixar. Mit ihm hatten sie Marketing-Power und einen weiteren visionären Chef. Sie feilten an ihrer Technik und kamen dem nahe, dass sie einen Kurzfilm drehen wollten. Das Problem: sie konnten keine Geschichten erzählen.
Es ist die Angst vor dem weisen Blatt. Das Gefühl, nach dem Schreiben, dass alles irgendwie nicht passt. Also fragten John Lasseter und die anderen Pixar-Entwickler, wer ihnen denn helfen könne, Geschichten erzählen zu lernen. Robert McKee war die Antwort. Also machten sie seine Story-Seminare mit; und produzierten von nun an einen Oscar nach dem anderen.
Eigentlich keine schlechte Geschichte. Und so habe ich mir vor einem Jahr selbst das Buch "Story" zugelegt, um ein bisschen Technik in mein Zeilenverfassen zu bringen. (Story gibt es auch mp3-mäßig hier). Das Buch ist nicht wirklich sexy, aber welches Werkzeug ist das schon. Und so habe ich zum ersten Mal angefangen, mit Charakter, Wachstum und Konflikt zu schreiben. Das Material von Dramatica ist ähnlich und ihre Audio-Seminare fassen die Konzepte ganz gut zusammen.
Als nächstes kam dann der Helden-Mythos dran. Bei einem Freund habe ich in einer Predigt aufgeschnappt, dass die Berufung von Luke Skywalker und König David den gleichen Schritt folgte: alltägliches Leben - Ruf zum Abenteuer - Widerstand - Treffen mit Mentor usw (Predigt dazu). Der Helden-Mythos scheint in vielen Kulturen in vielen Geschichten ihren Niederschlag zu finden. Also habe ich mir Joseph Campbell geholt, um in der Struktur etwas besser zu werden.
Zuletzt habe ich etwas Amazon-gegoogelt, um noch etwas spezifischer fürs Schreiben Technik zu bekommen. Mir wurde geraten, the Art of Dramatic Writing von Lajos Egri als auch Wie man einen verdammt guten Roman schreibt von James Frey reinzuziehen. Gesagt getan. Und wieder eine Reihe von Tipps für besseres Schreiben. Diese Techniken sind nicht nur billige Tricks zum Anwenden, sondern sie zwingen mich nachzudenken: was ist meine Kernaussage? warum glaube ich daran? wo ist der Konflikt? wie löst sich der Konflikt? wie wachsen die Charaktere? warum funktionieren Alternativen nicht? Denken ist schwere Arbeit, vor allem wenn man 60 Seiten auf einmal durchdenken will.
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kochen lernen
Wenn du gut kochen willst Musst du nicht kochen lernen Sondern deine Gäste lieben
Der Satz hat mich in den letzten Tagen wirklich getroffen. Ich habe gemerkt, wie mein Einsatz in Gemeinde der Kampf für eine Organisation wurde. Leute waren zwar noch da und es war auch nett, sie zu treffen, aber der Antrieb war oft das Große Projekt - die Gemeinde. Nach ner Weile ging mir dabei die Luft und Lust aus. Ich muss mich echt checken, dass es beim Reich Gottes immer um Menschen geht. Einzelne Menschen, die ihre eigene Agenda haben. Eine gute Gemeinde entsteht, wenn man die Menschen liebt, nicht anders rum.
Durch mein Buchprojekt mache ich mir auch neu Gedanken über mein Verhältnis zu anderen Gemeinden. Mir ist aufgefallen, dass ich manche Gemeindeformen gar nicht so gut leiden kann. Wenn es in einem Gespräch dann um diese Gemeinde geht, habe ich oft nichts gutes zu sagen. Und das ist nicht gut. Jesus liebt die ganze Gemeinde - in allen Formen und Größen. Man hat über John Wimber gesagt, dass er nie schlecht über andere Gemeinden geredet hat. Ich habe auch auf Kassetten von ihm immer wieder seine Wertschätzung für andere Formen und Schwerpunkte gehört. Er hat berühmterweise gesagt: wir sind nur ein Gemüse in der Suppe! Da will ich wieder hin: weg von Programm- und Organisationsdenken, egal ob post-irgendwas oder nicht; und hin zur Liebe, die mich das kochen lehrt.
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Mein Buchprojekt
122.992 Zeichen 23.257 Wörter 2.440 Zeilen 517 Abschnitte 46 Seiten 5 Kapitel 1 Buch
Ich stecke also mitten in meinem Buchprojekt, dem ich seit 6 Wochen in der wenigen Freizeit nachgehe, die ich habe. Warum eigentlich?
Bei einer Session im Januar habe ich über die Jesus People einiges erzählt, und wie aus dieser Bewegung die Vineyard entstanden ist. Ich war total überrascht, dass die Leute das Zeug superspannend fanden. Viele wollten mehr wissen. Ich habe über Lonnie Frisbee geredet, kannte aber nichts auf deutsch, das ausführlicher auf diese Zeit eingeht. Also habe ich mir innerlich vorgenommen, dazu mal etwas Research zu machen und das irgendwo aufzuschreiben.
Dann war ich schon länger von der Biografie der Vineyard begeistert. Ich leite ja jetzt so eine Gruppe und Geschichte ist nie schlecht. Vor allem waren da am Anfang wirklich alle Dinge vorhanden, die mich antreiben: Offenheit für Gottes Wirken, Pragmatismus, neue Musik, schockierende Glaubensbereitschaft, eine theologische Basis. Wir hatten dann mal überlegt, ob wir das Buch „The Quest for the radical middle“ übersetzen wollen. Aber das hat 1998 mit der Entwicklung aufgehört und war aus amerikanischer Perspektive geschrieben.
Und dann werde ich dieses Jahr 30. Oh, mann. Das hat mich ziemlich geschockt. Ich wollte doch eigentlich was in der Welt bewegen, bevor ich erwachsen werde. Jetzt habe ich 2 Kinder, gehe jeden morgen zur Arbeit und werde auch noch offiziell erwachsen. Vielleicht wäre ein Buch schreiben noch was, das ganz gut vor 30 kommen würde. OK, mittlerweile habe ich mich wieder eingerenkt, aber es hat mich gekickt und jetzt bin ich beim fünften von fünf Kapiteln.
Letztlich weiß ich nicht, ob was daraus wird. Es hat mich schon mal mit vielen Punkten konfrontiert in meinem Leben mit Gott wie auch meinen Schreib- und Erzählfähigkeiten. Die letzten 2 Wochen hatte ich etwas Abstand, mal schauen, ob was daraus wird.
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